
Zu ihrem Neujahrtreffen hatte die AG 60 Plus der SPD-Rheingau-Taunus prominenten Besuch: Hans Eichel, ehemaliger hessischer Ministerpräsident, war aus Kassel nach Kettenbach gekommen, um zu den SPD-Seniorinnen und Senioren sowie zahlreichen Gästen über die Flüchtlingsproblematik in Europa zu sprechen. Einleitend hatte Holger Andrée für die SPD Aarbergen die Gäste herzlich willkommen geheißen und seine Erfahrungen im DRK mit der Notaufnahme-Unterkunft in der Sporthalle in Michelbach geschildert.
In dem mit über 100 Gästen besetzten Bürgerhaus in Kettenbach stellte Hans Eichel die auf Europa und insbesondere Deutschland und Schweden zugekommene Flüchtlingswelle in einen übergeordneten politischen Zusammenhang, der vielen Zuhörern so nicht klar war. Ein Beispiel: Ohne den von den USA unter Bush geführten Irakkrieg, an dem Deutschland zu Zeiten von ROT-GRÜN zum Glück nicht teilgenommen hat, hätte es die Entwicklung des IS und seiner Terrororganisation nicht gegeben. Heute müsse Europa die Zeche für diese amerikanische Fehlentscheidung bezahlen.
Als weiteres Beispiel nannte Eichel die seit Jahrzehnten verfehlte Wirtschaftspolitik der Industriestaaten gegenüber den Entwicklungsländern. So würden enorme Mengen billiger Lebensmittel in die afrikanischen Staaten exportiert und damit den Produkten der einheimischen Kleinbauern Konkurrenz gemacht. Wer aber zu Hause keine Perspektive habe, mache sich auf den Weg übers Mittelmeer auf der Suche nach einem besseren Leben. Mit unseren Hilfen müssen in erster Linie den Menschen in Afrika Zukunftschancen im eigenen Land geboten werden, damit sie dort bleiben und nicht zu uns kommen, so Hans Eichel.
Abschließend appellierte Eichel an Bürger und Politiker, die Chancen zu nutzen, die sich aus der Zuwanderung vieler junger Leute ergeben. Schließlich habe Deutschland ein jährliches Geburtendefizit von etwa 500 000 Kindern, das teilweise durch Zuwanderung ausgeglichen werden könne. Ansonsten sei die Finanzierung der Sicherungssysteme, insbesondere der Renten, langfristig kaum möglich. Notwendig sei deshalb auch ein Einwanderungsgesetz, das gezielt Defizite am Arbeitsmarkt ausgleiche.
Im zweiten Teil der Veranstaltung berichte der AG-Vors. Manfried Weber über die geplanten Aktionen im neuen Jahr, insbesondere über die viertägige Fahrt nach Holland im Juni. Der Welthafen Rotterdam und die Wasserschutzmaßnahmen der Niederlande gegen den steigenden Meeresspiegel stehen dabei im Mittelpunkt. Übernachtet wird in Utrecht.
Schließlich dankte Weber Hans Eichel und überreichte ihm eine Flasche Roten aus unserer Heimat, einen 10 Jahre alten Assmansshäuser Höllenberg. Bei Dieter Kirchhoch und seinem Team vom OV Aarbergen bedankte sich Weber für die Bewirtung mit Kaffee, selbstgebackenen Kuchen und Getränken.